
Saubere Luft ist von höchster Wichtigkeit

In den vergangenen Monaten fanden sich in der Presse zahlreiche besorgniserregende Meldungen über die Luftqualität an und in unseren Schulen. Eltern sind mehr und mehr besorgt und der Meinung, dass das so nicht weitergehen kann. Aber stehen die Dinge wirklich so schlecht wie behauptet wird? Und wie können Sie Ihre Kinder weiterhin zur Schule schicken, ohne befürchten zu müssen, dass sie dort toxischen Gasen ausgesetzt sind?
Ungesunde Luft in zwei von drei Schulen
Im März dieses Jahres veröffentlichte Greenpeace die Ergebnisse einer in Zusammenarbeit mit Partnern wie der „League of Families“ an 222 Schulen in Belgien durchgeführten Studie. Die Organisation hat von Mitte November bis Mitte Dezember 2017 mithilfe von passiven Probenehmern die Konzentrationen von Stickstoffdioxid (NO2) erfasst. Dieses hauptsächlich von Dieselfahrzeugen ausgestoßene Gas ist sehr gesundheitsschädlich. Zu viel Stickstoffdioxid in der Luft erhöht, insbesondere bei Kindern, die Gefahr, an Asthma, Allergien und Diabetes zu erkranken. Zudem wirkt sich dieses Gas schädlich auf die kognitive Entwicklung aus.
Diese Messungen ergaben, dass an nicht weniger als zwei von drei Schulen eine nur mittelmäßige oder gar schlechte Luftqualität vorlag. Als Maßstab wurde ein Höchstwert von 20 μg/m3 in der Luft als „akzeptabel“ angesetzt. An fünf Schulen zeigten sich sogar Konzentrationen über dem in Europa vorgegebenen Grenzwert von 40 μg/m3.
Hauptursache: Straßenverkehr
Nach Aussage von BuroBlauw, der niederländischen Agentur, die diese Untersuchungen im Auftrag von Greenpeace vorgenommen hat, ist der Straßenverkehr der Hauptverursacher für die Verschmutzung der Luft in der Nähe von Schulen. So kann beispielsweise gesagt werden, dass die Luftqualität an innerstädtischen Schulen im Allgemeinen schlechter ist als an Schulen auf dem Lande. Gleichwohl zeigten sich an ländlichen Schulen an dicht und hoch bebauten Standorten („Straßenschluchten“) höhere Messwerte als an städtischen Schulen, die nicht in einer solchen Straßenschlucht liegen.
Schulen sind nicht die einzigen Orte, an denen unsere Kinder unsauberer Luft ausgesetzt sind. Anhand offizieller Daten in Flamen zur Luftqualität erfasste das in Antwerpen ansässige Aktionsbündnis StRaten-Generaal die Situation an Schulen und auch an Kindertagesstätten und in Sommerferienlagern und Sportstätten. Diese Studie – in der ebenfalls von einem Grenzwert von 20 μg/m3 ausgegangen war – ergab, dass an ca. einem Drittel dieser Orte eine schlechte Luftqualität vorlag.
Die Ergebnisse dieser zwei Studien geben Grund zu großer Sorge. Nicht nur in Großstädten finden sich hohe Konzentrationen an Stickstoffdioxid, sondern auch an Orten, an denen wir eigentlich eine höhere Luftqualität erwarten sollten. Eine Reportage von Pano TV, ausgestrahlt vom flämischen Sender „Éen“, brachte den Flamen dieses Problem zu vollem Bewusstsein.
Demonstrationen und politische Maßnahmen
In Brüssel und in Flandern sind Eltern und Kinder bereits mehrfach auf die Straße gegangen und haben eine bessere Luftqualität an und in den Schulen gefordert. Fakt ist, dass sich am letzten Tag der Osterferien mehr als vierzig Schulen an entsprechenden Kampagnen beteiligten. Die Demonstranten blockierten Straßen und brachten ihrem Unmut durch Tragen von Atemgeräten und Schildern mit Slogans wie „Ich ersticke“ oder „Lasst mir etwas Luft“ zum Ausdruck. Der „langen, stinkenden Verkehrsstaus“ in der Nähe von Schulen überdrüssig, forderten die Teilnehmer die Politik zum Handeln auf.
Die flämische Bildungsministerin Joke Schauvliege hat Handlungsbedarf erkannt. In der Tageszeitung De Morgen äußerte die Ministerin, dass eine „Entdieselung“ und Niedrigemissionszonen die wirksamsten kurzfristigen Lösungen wären. Nach Auffassung der Ministerin kommt auch kleineren und örtlichen Initiativen eine hohe Bedeutung zu. Aktionsgruppen sehen das jedoch als unzureichend an. Diese Leute betonen die Notwendigkeit eines ganzheitlichen Ansatzes und vertreten die Ansicht, dass sensible Einrichtungen wie Schulen nicht mehr in der Nähe von Straßen mit hohem Verkehrsaufkommen betrieben werden dürfen.
Antwerpen hat als erste flämische Stadt diese Forderungen umgesetzt und Untersuchungen zur Luftqualität zur Voraussetzung für die Genehmigung einer neuen Schule oder Kindertagesstätte erklärt.
Luftqualität an und in Schulen: Was kann ich tun?
Es versteht sich von selbst, dass die Qualität der Luft, die Ihre Kinder atmen, vom Standort der Schule Ihrer Wahl abhängig ist. Eine Wahl, die oftmals, leider, nur begrenzte Möglichkeiten lässt. In den Städten sind die Wartelisten lang, und auf dem Lande gibt es nicht so viele Schulen.
Was ist also zu tun? An erster Stelle sollten Sie versuchen, das Problem nicht noch zu verschlimmern, indem Sie beispielsweise Ihre Kinder nicht mit dem Auto zur Schule bringen. Messungen haben gezeigt, dass der NO2-Gehalt in der Luft an schulfreien Tagen (und an Tagen, an denen das Auto in der Garage bleibt) deutlich niedriger ist.
Jedoch tragen auch die Schulen selbst einen Teil der Verantwortung. Und um dieser Verantwortung besser gerecht zu werden, können die Schulen in Lüftungssysteme und/oder nachhaltige Luft-Luft-Wärmepumpen investieren. Diese Systeme können nicht nur heizen und kühlen, sondern auch die Raumluft reinigen.